Gästeführer Fahrt nach Wetzlar

Der Ausflug der Gästeführer mit Weiterbildung zum Thema Fachwerk in Wetzlar.

Modell von Wetzlar
Modell von Wetzlar

Als erstes ging es um die Geschichte von Wetzlar, Entstehung, Bedeutung der Stadt, Aufstieg und Niedergang waren die passenden Themen.

Anschließend dann zum Dom, der ja eigentlich gar keiner ist. Wetzlar war bis auf einen ganz kleine Zeit nie Bischofssitz.

Der Dom selber ist im Baustil über mehrere Epochen verteilt. So finden sich romanische Baustile neben gotischen, zeigen also alle Baustile des 12. bis 16. Jahrhunderts. Er wurde nie fertiggestellt.

Dom zu Wetzlar

Um 8:15 Uhr Abfahrt vom Schlossplatz in Neustadt, Schneeregen, kalt und ungemütlich, so ging es los. Das Schneetreiben wurde stärker und das versprach eine nasse Stadtführung in Wetzlar.

Um 10 Uhr Treffen mit einer Stadtführerin von Wetzlar. Sie kam, passend zum Thema Fachwerk, in Zimmermannskluft, allerdings ohne Stock, dafür aber mit Regenschirm.

Beginn der Gästeführung Wetzlar
Beginn der Gästeführung Wetzlar
Wetzlar Dom von innen

Eine Besonderheit des Doms: Der Dom zu Wetzlar ist heute die älteste Simultankirche im Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland und gehört zu den ältesten Kirchen in Deutschland, die von Katholiken und Protestanten gemeinsam genutzt werden.

Ältestes Fachwerkhaus Wetzlars
Ältestes Fachwerkhaus Wetzlars

Die Gästeführer aus Neustadt wollten ein wenig mehr über Fachwerk wissen, und so führte die Zimmermannsfrau durch die Altstadt.

Das älteste Fachwerkhaus Wetzlars aus 1356 wurde in 1986 grundlegend restauriert. Deutlich zu erkennen die Überbauungen ab dem ersten Geschoss; früher wurde der Grund, auf dem die Grundmauern standen, besteuert.

Ebenfalls das Haus “Zum Reichsapfel” aus 1607, das reichhaltig verziert ist und vorne eine Sonne und den Reichsapfel stilisiert hat.

Zum Thema Bauen passte auch die Beschreibung und die Bedeutung der Zünfte, die das Leben und Wirken der zugehörigen Menschen von der Wiege bis zur Bahre regelten.

Ein Zimmermann hat einen Ohrgehänge im linken Ohr, das ihm ausgerissen wird, wenn er Pfusch gemacht hat. Dann nennt man ihn “Schitzohr”.

Fachwerkhaus "Zum Reichsapfel"
Fachwerkhaus “Zum Reichsapfel” am Kornmarkt

Weitere Erläuterung: Jeder Handwerker hatte einen Löffel, mit dem er die angeboten Suppe oder den Brei essen konnte. Wenn er also den “Löffel abgibt”, braucht er kein Essen mehr. Seine “Suppe auslöffeln, die man sich eingebrockt hat” passt auch dazu, wenn jemand mit Fehlern umgehen muss.

Auch das Kerbholz wurde als Zählliste für Forderungen erklärt. So wurden Kerben auf ein Brettchen gemacht, dieses dann gespalten oder geteilt und jeder der beiden Parteien bekam ein Stück. Am “Zahltag” wurden dann beide Stücke zusammengelegt und die Schulden ausgezahlt. Etwas “auf dem Kerbholz” haben, heißt soviel wie “Schulden haben” oder umgangssprachlich “sich schuldig gemacht haben”.

Zu Zeiten des Reichskammergerichtes, dass von 1495 bis 1806 in Wetzlar ansässig war, kamen viele reiche Leute nach Wetzlar und bauten repräsentative Fachwerkhäuser, die allerdings verputzt waren, um wie aus Stein gebaute und damit wertvollere Häuser auszusehen. Die meisten der Häuser hatten im Gegensatz zu den Handwerker Häusern eine Treppe davor. Wenn also jetzt jemand an der Haustür einer höhergestellten Person klopfte und dieser dann oben auf der Treppe stand, konnte dieser jemanden “von oben herab” behandeln.

Wetzlars Altstadt hatte einige Brände zu erleiden, die viel Schaden an den Wohnhäusern anrichteten. So wurden beim Neubau der Häuser Andreaskreuze oder auch Feuerböcke genannt gegen Feuer angebracht. Teilweise in geschwungener Form heute sehr schön anzusehen. Ebenfalls die sogenannten “Neidköpfe”, die Unheil und Böses abwenden sollten.

Natürlich darf auch das Lottehaus, die Zeit von Goethe in Wetzlar und die Geschichte dazu nicht fehlen. Ein weiterer Bewohner Wetzlars war August Bebel, 1869 Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei, der in einem noch heute erhaltenen Fachwerkhaus wohnte.

Nach dem sehr informativen und lehrreichen Stadtrundgang war ein gutes Mittagessen angesagt. Auch zum Aufwärmen, da es mit maximal 6 Grad ohne Sonnen ziemlich frisch war.

Paulaner Biergarten
Mittagspause im Paulaner Biergarten. Es gab reichlich gute Dinge

Mit einem Besuch des Keltengehöftes am Dünsberg, in dem die Besiedlung des Dünsbergs vom 8. Jhd. vor Chr. bis zur Zeit Christi Geburt dargestellt wird, endete der Ausflug.

Rückkehr mit vielen neuen Eindrücken und neuen Informationen über Fachwerk gegen 16 Uhr in Neustadt.

Und nächstes Jahr? Wir bleiben neugierig!

HaWeSo
Author: HaWeSo